Die Neubrandenburger bereiten sich derzeit auf die ersten sportlichen Aufgaben vor. Anfang April
stehen die Qualifikationsrennen für Olympia und die WM an.
Neubrandenburg. Flexibilität ist gefragt in dieser Coronazeit, auch bei den Kanurennsportlern vom
SC Neubrandenburg. Die Kanuten um Bundesstützpunktleiterin Lias Schiffer waren sozusagen
bereits auf dem Weg ins Trainingscamp nach Kienbaum in Brandenburg, als sie die Nachricht
erreichte, dass Kienbaum wegen der hohen Infektionszahlen nicht mehr für alle Sportler offen ist.
Sondern vorrangig nur noch für Olympiaathleten.
Die Verantwortlichen beim SCN suchten fix nach Alternativen und fanden sie in Mecklenburg-
Vorpommern – am Olympiastützpunkt der Ruderer in Kessin bei Rostock. „Dass die
Hygienekonzepte in Kienbaum angepasst wurden, ist angesichts der Zahlen okay. In Kessin sind die
Bedingungen auch sehr gut“, sagt Lisa Schiffer und fügt hinzu, dass man sich dort am Rande der
Stadt auch ein wenig sicherer fühle: „Zu Hause ist die Ansteckungsgefahr wahrscheinlich größer.
Hier sind wir alle vorher getestet worden.“
Das Trainingslager in Kessin, das die Neubrandenburger mit neun Athleten und zwei Trainern
bezogen haben, ist das Letzte vor der ersten Prüfung in dieser Saison. Am 2 und 3. April geht es in
Duisburg um die Plätze in der Nationalmannschaft des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) und um
Tickets für die Olympischen Spiele in Tokio im Sommer. Der SCN wird mit den beiden 19-jährigen
Annette Wehrmann und Wiebke Glamm dabei sein. „Ein Startplatz für Olympia ist für die beiden
nicht realistisch, dafür sind sie noch zu jung“, sagt Lisa Schiffer. Die Neubrandenburgerinnen
kämpfen vielmehr um eine Fahrkarte für die U23-Weltmeisterschaft, die Mitte Juli in Portugal
ausgefahren werden soll. „Das ist ihr großes Ziel und das ist schon eher realistisch. Aber es wird
kein Selbstläufer“, sagt die Trainerin. Die SCN-Hoffnungsträgerinnen bleiben noch bis zum 31. März
in Kessin, düsen von dort aus gleich nach Duisburg. Während Annette Wehrmann in ihre zweite
Saison in der sogenannten Leistungsklasse geht, steht Wiebke Glamm vor dem Debüt bei
Deutschlands Elite-Kanuten. Anschließend geht es noch einmal für ein paar Tage ins Camp nach
Tessin, bevor ab dem 16. April die nächste Sichtung in Duisburg auf dem Programm steht. Dann
werden auch einige Nachwuchs-Kanuten am Start sein.
„Es gab die Möglichkeit, sie nach Duisburg mitzunehmen. Für unsere Kleinen geht es vor allem
darum, so eine Sichtung einmal kennenzulernen“, sagt Lisa Schiffer. Dann wird auch SCN-Talent
Vanessa Stramke dabei sein, die nach Möglichkeit in dieser Saison bei der Junioren-
Weltmeisterschaft in Portugal an den Start gehen soll. Die Nachwuchs-WM wird zeitgleich mit der
U23-WM ausgetragen. „Für Vanessa wird das eine große Herausforderung“, sagt die
Neubrandenburger Bundesstützpunktleiterin. Viel Pech hatte indes Nils Globke: Der Student, der in
Potsdam trainiert, aber weiter für den SCN startet, musste sich einer Schulter-Operation
unterziehen und absolviert derzeit eine Reha. Wenn alles klappt, soll Globke im August bei den
Deutschen Meisterschaften wieder starten können.
Sponsoren haben trotz der Krise zum Club gehalten
Durch die Wintermonate sind die Neubrandenburger Kanurennsportler „gut gekommen“, so die
Trainerin. „Es konnten leider nicht alle durchtrainieren, sondern nur die Bundeskader. Aber alle
haben auch zu Hause sehr diszipliniert trainiert“, sagt Lisa Schiffer, die sich zudem riesig freut, dass
in dieser schwierigen Pandemiezeit die Sponsoren der Kanuabteilung bei der Stange geblieben
sind: „Das ist nicht selbstverständlich und dafür sind wir sehr dankbar.“
Autor: Thomas Krause