Als Zuschauerin oder die Zuschauer ist es toll einen Wettkampf live vor Ort oder vor dem Fernseher zu erleben. Es gibt eine Berichterstattung rund um den Wettkampf und Interviews mit den Athletinnen und Athleten. Aber wie ist so ein Wettkampf für die Sportler? Cheyenne Kuhn berichtet vom European Youth Olympic Festival (EYOF) in Baku:
Nachdem ich mich in Mannheim sowohl für die U20-EM in Boras als auch für das Europäische Olympische Jugendfestival der U18 in Baku qualifiziert hatte, entschied der DOSB, dass die besten U18-Sportler nach Baku reisen, um dort das Deutsche Jugendteam bestmöglich zu vertreten.
Die Anreise verlief etwas chaotisch. Ich musste bereits am Freitag nach München fliegen, dort übernachten, da wir am nächsten Morgen bereits früh von dort nach Doha flogen. Zum Glück begleitete mich Hannah Bittorf vom 1. LAV Rostock, die sich ebenfalls für das EYOF qualifiziert hatte, so dass ich in München und im Hotel nicht allein war.
Sonnabend früh trafen wir uns dann mit dem restlichen Team (ca. 120 Sportler und 50 Betreuer) am Münchener Flughafen. Einige Sportler kannte ich schon aus dem letzten Jahr von der U18-EM in Györ.
Leider flogen wir aus München verspätet ab, so dass wir in Doha unseren Anschlussflug verpassten. Nach 4 Stunden auf dem Flughafen Doha wurden wir dann ohne unsere Sachen in ein Hotel gebracht, um dort zu essen und zu schlafen. Nach ca. 4 Stunden Schlaf ging es dann weiter nach Baku, wo wir Sonntagmittag völlig übermüdet eintrafen.
In Baku wurden wir sehr freundlich von den Helfern empfangen und in das Athletendorf gefahren, das sehr beindruckend war. Das Deutsche Team hatte ein riesiges Haus für sich, in dem alle Sportler der verschiedenen Sportarten untergebracht waren.
Da ich am nächsten Morgen schon meinen Vorlauf hatte, entschied ich mich, früh ins Bett zu gehen, um wenigstens ein bisschen Schlaf nachzuholen. Leider wurde daraus nicht viel, da die anderen Sportler doch sehr laut waren.
Völlig übermüdet sind wir dann Montag früh in das Wettkampfstadion gefahren und schon beim Erwärmen merkte ich, dass der fehlende Schlaf meine Beine müde gemacht hatte.
Trotzdem konnte ich meinen Vorlauf gewinnen und war dann direkt für das Finale qualifiziert, da die Semifinals abgesagt wurden. Dienstagmittag stand dann plötzlich zur Diskussion, dass die Semifinals doch stattfinden, was die Vorbereitung doch erheblich erschwerte. Es blieb letztlich bei der Absage und so stand ich dann am Abend im Finale des EYOF. Hier war ich etwas nervös, da ich bemerkte, dass meine Form aufgrund der Müdigkeit nicht da war. Trotzdem wollte ich um einen vorderen Platz mitlaufen. Nach einem Fehlstart der späteren Zweiten ging es dann los. Den Start, sonst eine meine Stärken, erwischte ich nicht so gut, konnte aber im Mittelteil an die anderen heranlaufen und so war es im Ziel ziemlich eng. Ich beugte mich vor der Ziellinie sehr weit nach vorne, so dass ich dahinter stürzte und mir Abschürfungen am ganzen Körper zuzog. Bange Minuten vergingen, bis das Ergebnis auf der Anzeigetafel erschien. BRONZEMEDAILLE! Ich hatte es geschafft und die Schmerzen und Müdigkeit waren kurz vergessen. Meine Teamkollegen brachten mir ein Deutschlandfahne, mit der ich stolz posieren konnte.
In den folgenden Tagen konnten wir auch andere Sportstätten besuchen. So war ich beim Turnen und zum Höhepunkt bei dem Handballfinale, für das sich die deutschen Jungen qualifiziert hatten. Das Spiel war bis zum Schluss spannend und die Stimmung war großartig, nicht so trist wie in unserem riesigen leeren Stadion, wo sich nur Trainer, Athleten und einige Eltern verloren. Die Abschlussveranstaltung direkt am Kaspischen Meer hingegen war schön und danach wurde im Athletendorf gefeiert, da das Leichtathletikteam 13 der 26 deutschen Medaillen gewann.
Die Stimmung im gesamten Deutschen Jugendteam war die ganze Woche sehr gut, was auch ein wenig über das eintönige Essen (Reis, Hähnchennuggets und Ketchup jeden Tag) hinweghalf. Wir sind dann in die Stadt gegangen und haben uns teilweise selbst verpflegt.
Auch wenn ich am Anfang ein wenig enttäuscht war, weil in guter Form mehr möglich gewesen wäre, war es insgesamt doch ein schönes Erlebnis, dass mit meiner ersten internationalen Medaille endete und Lust auf mehr macht.
Jetzt genieße ich jedoch zwei Wochen Urlaub nach einer langen Saison mit Höhen und Tiefen und einem versöhnlichen Abschluss.