Triathletin Lena Meißner vom SC Neubrandenburg gehörte als Perspektivkader der Deutschen Triathlon Union zu den Athletinnen, die sich Hoffnungen auf die Olympischen Spiele in Tokio machten. Heute gab Sie uns Einblicke in Ihre Gedanken zu Olympia und Training in Zeiten der Kontaktsperre:
Hallo Lena, in 4 Wochen ist die deutsche Olympiaqualifikation im Triathlon, wie ist die Form? ….. Das wäre in normalen Zeiten der Gesprächseinstieg gewesen. Jetzt muss ich fragen….Wie wäre die Form und die Chance auf eine Olympiaqualifikation gewesen?
Die Chance waren absolut da.
Seit meinem Wechsel zu Christian Weimer an den Bundesstützpunkt Saarbrücken und der Aufnahme meines Studiums dort im vergangenen Jahr (*Anmerkung: Lena startet weiter für den SC Neubrandenburg) konnte ich wirklich gut durchtrainieren und glaube, dass die Form gestimmt hätte.
Natürlich sind auch die anderen Athletinnen stark und ich denke, dass viel von der Tagesform am 28.Mai und vielleicht etwas Glück abgehangen hätte.
Aber ich wäre bereit gewesen.
Auf Olympische Spiele bereitet man sich jahrelang vor. Wie hart trifft eine Athletin die Absage bzw. Verschiebung der Spiele und auch aller anderen großen Wettkämpfe in diesem Jahr?
Ehrlich gesagt macht mir die Absage der „normalen“ Rennen wie WTS, Weltcup, Europacup usw. viel mehr zu schaffen, als die Verschiebung der Spiele. Für die war ich ja noch nicht qualifiziert. Bereits qualifizierte Athleten und vor allem Athleten mit Medaillenaussichten trifft es da sicherlich viel härter.
Konntest du nach Einsetzen der Kontaktsperre Mitte März weitertrainieren?
Ja. Und das auf einem Niveau, dass in Deutschland während dieser Zeit durchaus nicht üblich war oder ist. Dank der Stadt Neubrandenburg blieben die Sportstätten in Neubrandenburg für Olympia- und Perspektivkader des DOSB für ein Einzeltraining offen.
Ich konnte also das Jahnsportforum mit Laufbahn und Kraftraum, sowie das Jahnstadion weiter nutzen. Die Neubrandenburger Stadtwerke ermöglichten es mir 4 mal in der Woche zu Schwimmen. Ein herzlicher Dank auch an das Schwimmhallenpersonal, dass mich während dieser Zeit unterstützte.
Beim Training hier vor Ort wurde ich abwechselnd durch die hiesigen Stützpunkttrainer Frank Heimerdinger und Jan Müller begleitet, so dass ich bei den wichtigen Schwimm-, Lauf- und langen Radeinheiten nie alleine war.
Jetzt wo die Olympischen Spiele auf 2021 verschoben wurden und der Wettkampfkalender 2020 weiterhin total unklar ist…..fragt man sich da im Moment nicht schon nach dem Sinn des ganzen Trainings?
Nach der endgültigen Verschiebung der Spiele hatte ich schon 2-3 Tage ein Motivationsloch. Denn es sind ja nicht nur die Spiele, es ist ja der ganze Zeitplan mit Qualifikation, Trainingsmaßnahmen, Vorbereitungsrennen usw., der plötzlich über den Haufen geworfen wird. Da musste ich mich erst einmal neu orientieren.
Jetzt bin ich aber wieder gut im Training und werde meine Form demnächst wenigstens einmal bei einer Leistungsdiagnostik in Leipzig testen.
Das Hauptproblem ist nach wie vor der unklare Terminkalender 2020/2021, der den Trainingsaufbau momentan schwierig macht. Aber das Problem haben alle.
Ich hoffe, dass Richtung Spätsommer/Herbst vielleicht wieder nationale Rennen stattfinden können, bei internationalen Rennen habe ich wegen der ganzen Reisebeschränkungen noch überhaupt keine zeitlichen Vorstellungen, wann es da wieder losgehen könnte.
Wie geht es die nächsten Wochen bei dir sportlich und im Studium weiter?
Ab kommender Woche sollen hier in Neubrandenburg wohl zumindest mal Bundeskader wieder zusammen trainieren können, so dass ich nach fast 8 Wochen Einzelsport dann nicht mehr allein wäre und das Training wieder lockerer von der Hand geht.
Wann es wieder nach Saarbrücken geht hängt sicherlich auch von weiteren Lockerungsmaßnahmen dort ab. Momentan läuft das Studium online, aber Anfang Juni starten die Klausuren, ich denke, dass ich spätestens dann wohl wieder zurück nach Saarbrücken gehe.
Vielen Dank, Lena!
Lena Meißner beim Radtraining in heimischen Gefilden